Wussten Sie das 60-70% der Positionen auf dem verdeckten Stellenmarkt besetzt werden?
Warum bewerben Sie sich dann noch aktiv?
Vielversprechender ist ja über Netzwerke, Empfehlungen oder eben durch Soziale Medien auch gefunden zu werden.
Verdeckter Stellenmarkt oder verdeckter Arbeitsmarkt
Was versteht man unter dem verdeckten Stellenmarkt?
Wir sprechen vom verdeckten Stellenmarkt, wenn es keine offiziellen Ausschreibungen eines Unternehmens für eine bestimmte Stelle gibt.
D.h. Unternehmen gehen einen anderen Weg um KandidatInnen zu finden als durch die klassische Ausschreibung.
Dies sind zum Beispiel Besetzungen von Stellen mit KandidatInnen über:
- Interne Stellenausschreibungen, die aber nicht öffentlich ausgeschrieben werden
- Headhunter und/oder Personalberater/ active Sourcing (hierzu habe ich bereits einige Podcast-Episoden aufgenommen siehe Shownotes)
- Internes Netzwerk im Unternehmen (offiziell oder inoffiziell)
- Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme
- Initiativbewerbungen/ mein Schatzkästchen 😉 dazu mehr im Podcast
- Karrieremessen
- Vitamin B/Kontakte
Unglaublich aber wahr, nur 35% der Stellen werden tatsächlich ausgeschrieben auf dem Arbeitsmarkt und 29% aller Neubesetzungen kamen lt. IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Bundesagentur für Arbeit) über persönliche Kontakte zustande. Das zeigt, dass der verdeckte Stellenmarkt nicht zu unterschätzen ist!
Warum nutzen Unternehmen den verdeckten Arbeitsmarkt?
Hier gibt es vielfältige Gründe:
Gerne nehme ich Sie mit hinter die Kulissen der Personaler und gebe Ihnen einen Einblick aus meiner 20 jährigen Erfahrung aus dem Personalbereich und aus meinem Netzwerk, in dem ich mich immer wieder mit PersonalerInnen austausche:
Interne Stellenausschreibungen
Bei vielen großen Unternehmen ist es alleine durch den Betriebsrat vorgeschrieben, dass die zu besetzenden Stellen erst einmal intern ausgeschrieben werden, bevor sie extern ausgeschrieben werden dürfen!
Auf diese internen Stellen dürfen sich natürlich auch externe BewerberInnen bewerben, sofern sie davon Kenntnisse haben. Sollte aber ein interner BewerberIn geeignet sein, müssen schon sehr gute Gründe für einen externen BewerberIn sprechen, dass diese Person dann eingestellt wird. Aber es gibt häufig auch keine internen Bewerber und somit ist das eine super Chance, von diesen Ausschreibungen zu erfahren, bevor sie extern veröffentlicht werden. Denken Sie daher immer daran, Freunden und Bekannten mit auf den Weg zu geben, was Sie suchen und wo! Sie haben ein bestimmtes Unternehmen im Auge? Dann schauen Sie, wen Sie dort kennen oder wer jemanden kennt, der dort arbeitet…
Headhunter habe ich als Personalleiterin dann eingesetzt, wenn die Stelle
-noch besetzt war, der/die StelleninhaberIn noch nicht wusste, dass wir eine Neubesetzung suchen, weil es eine Schlüsselrolle war. Keine schöne Aufgabe als Personalleiterin, das am Rande.
-wenn wir auf der Suche nach Spezialisten oder bestimmten Kandidaten waren, die wir direkt – zunächst anonym- ansprechen lassen wollten. Hier wurde dann erstmal abgeklärt, ob der/die KandidatIn überhaupt Interesse am Wechsel hatte.
-wir ganz schnell eine bestimmte Position nachbesetzen wollten oder mussten.
-über active Sourcing werden gezielt Kandidaten auf eine bestimmte Stelle angesprochen. Diese Funktionen (Sourcer) sind teilweise aus den Unternehmen sogar ausgelagert und sprechen von unterschiedlichen Kontinenten die BewerberInnen an. In manchen Unternehmen sind die Sourcer aber auch festangestellt und direkt für das Unternehmen tätig.
Internes Netzwerk
Es gibt einige große Unternehmen, die z.B. Frauennetzwerke aufgesetzt haben, hier werden häufig Jobs im Netzwerk „vergeben“. Auch das Netzwerken beim Mittagessen, kann Wunder und offene Türen bescheren.
„Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Programme
Diese Programme habe ich genutzt, weil die MitarbeiterInnen wahrscheinlich viel mehr Menschen kennen, als ich und sich viel besser vorstellen können, wer vielleicht noch ins Unternehmen passt. Auch so werden Positionen auf dem verdecken Stellenmarkt besetzt.
MitarbeiterInnen kennen die Unternehmenskultur und können häufig viel besser einschätzen, ob die Freunde/Bekannten ins Unternehmen passen. Das heißt, sie kennen häufig schon beide Seiten.
Der Grund für das Unternehmen sind natürlich auch die Kosten. Die Prämien, die die MitarbeiterInnen dann erhalten, sind wesentlich geringer als die Honorare von Headhuntern und evtl. sogar geringer als diverse Anzeigen. Ganz davon abgesehen, wieviel Zeit ein Recruiting-Prozess mit einer geschalteten Anzeige dauert.
Wenn MitarbeiterInnen BewerberInnen empfehlen, erhoffen sich auch viele Personaler, dass dadurch weniger Fehlbesetzungen stattfinden.
Vorteil der Inititativbewerbung
In einem Podcast mit Dirk Kreuter „Verkaufen statt bewerben“ sagte Dirk, ich würde mich nie auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben, da habe ich doch viel zu viel Konkurrenz. Ich bewerbe mich initiativ, dann habe ich den Vorteil, ich bin der einzige Bewerber.
Ja, das ist eine gute Idee, ABER, wenn ich eine Stelle ausschreibe, habe ich als Personaler (meist) auch eine Stelle, das ist bei einer Initiativbewerbung natürlich nicht gegeben. Ich habe aber auch schon von Personalern gehört, dass sie tatsächlich neue Stellen für gute BewerberInnen geschaffen haben.
Ein Vorteil kann auch sein, wenn ich mich mit der Initiativbewerbung nicht über die Personalabteilung, sondern direkt an die Fachabteilung wende. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Fachabteilung das gar nicht annehmen darf, weil es einen „offiziellen“ Bewerbungsweg gibt.
Zeit und Kosten für Recruiting sind bei Initiativbewerbungen wesentlich geringer, als wenn ich als Personaler über eine Stellenanzeige schalte und besetze. Allerdings kann das bei großen Unternehmen mit vielen Bewerbungen natürlich auch schon einen großen Teil einnehmen, darum haben viele Unternehmen Bewerberportale eingeführt. Je nach Bewerberportal wird hier „vorsortiert“.
Wie gehe ich bei einer Initiativbewerbung vor, wie bewerbe ich mich initiativ auf dem verdeckten Stellenmarkt?
Grundsätzlich ist hier NOCH wichtiger zu wissen:
Was kann ich und was will ich?
Sie müssen mit Ihrem (Kurz)Lebenslauf und dem Anschreiben dem Leser direkt vermitteln, wofür er/sie Sie einstellen kann. Seien Sie spezifisch und nicht zu allgemein.
Im Anschreiben können Sie auch dem/der LeserIn verdeutlichen, warum er/sie unbedingt SIE einstellen sollte und es sich lohnt, dafür eine neue Stelle zu schaffen!
Wie finden Sie die richtigen Unternehmen für Ihre Bewerbung?
Das kommt darauf an, was Sie möchten.
Überlegen Sie sich:
- Wie weit darf der Fahrtweg sein? Ich hatte Coachees, die es leid waren, jeden Tag 70 Km pro Strecke zu pendeln und deshalb einen neuen Job suchten!
- Welchen Radius können Sie sich vorstellen, stecken Sie den ab und schauen Sie, welche Unternehmen es hier gibt!
- Welche Branche kommt für Sie in Frage?
- Welches Unternehmen finden Sie spannend (warum?)
- Welche Position können Sie sich dort vorstellen?
Schauen Sie sich Stellenausschreibungen für andere Positionen an von Unternehmen die Sie interessieren. Wie schreiben diese Unternehmen aus? Was ist diesen Unternehmen wichtig? Wie ist das „wording“ in den Anzeigen, die offiziell ausgeschrieben sind und nicht über den verdeckten Stellenmarkt besetzt werden?
Karrieremessen
Vielleicht können Sie einen ersten Kontakt über Karrieremessen aufnehmen. Auch dies ist eine Möglichkeit über den verdeckten Stellenmarkt eine Position zu finden. Viele Positionen haben die Personaler meist „dabei“, die ausgeschrieben sind. Vielleicht gibt es auch die eine oder andere Stelle, die noch nicht „spruchreif“ ist. Das ist Ihre Chance!
Natürlich können Sie auch eine Guerilla-Bewerbung schreiben, dazu mache ich evtl. nochmal einen neuen Blogbeitrag.
Eine sehr witzige Idee finden Sie hier:
Eine Recruiterin hat nach einen Job im Personalbereich (HR) gesucht und Ihre Bewerbung „gesungen“! Hier ist der Beitrag auf LinkedIn:
Sie kann es halt auch…..? Sie war übrigens überwältigt von der Resonanz!
Vitamin B/Kontakte
Sicherlich kennen Sie auch Bekannte oder Freunde, die Ihnen schon erzählt haben:
„Ja über meinen Nachbarn habe ich tatsächlich den letzten Job bekommen…“
Ich habe schon einen Kollegen aus dem Fitnesstudio eingestellt 😉 … Da fallen Ihnen garantiert auch online/offline Möglichkeiten ein.
Wie werde ich gefunden?
Headhunter haben teilweise heute gar keine eigene Datenbank mehr, sondern sie suchen „nur“ noch über Social Media. D.h. über XING oder LinkedIn oder andere spezifische Netzwerke, in denen sie die Kandidaten vermuten.
Auf diesen Plattformen ist es nun auch wieder wichtig, dass Sie genau mit den Stichworten gefunden werden, für die Sie gefunden werden wollen.
Welche Bezeichnungen/ Stichworte nutzen Unternehmen bei Ausschreibungen für die Jobs, die SIE interessieren? Verpacken Sie die in Ihr Profil. Dazu können Sie gerne auch nochmal in den Podcasts mit Headhuntern reinhören.
Gefunden werden Sie natürlich auch, wenn Sie selber Posts in den sozialen Medien erstellen, wenn Sie kommentieren und liken.
Sie werden auch gefunden, wenn Sie Unternehmen folgen und die Beiträge kommentieren. Überlegen Sie sich aber erst:
Wie wollen Sie hier wahrgenommen werden?
Selbstverständlich sollten Sie in diesem Zusammenhang auch daran denken:
Sie werden auch auf Facebook, Instagram oder „sonstwo“ gefunden, wenn Sie dort Partybilder oder ähnliches posten. Achten Sie hier bitte auch darauf, was im Netz über Sie zu finden ist und was gefunden werden soll!
Ein Schwank aus meinem Leben, als ich meine Stelle als Personalleiterin bei René Lezard Mode GmbH angetreten habe, habe ich von den Mitarbeitern gehört, wie schnell ich Halbmarathon gelaufen bin… Bei manchen Ergebnissen haben Sie keinen Einfluss, die werden einfach im Netz verkündet 😉
Auf LinkedIn gibt es auch die Möglichkeit, sich einen Rahmen um das Bild zu setzen, in dem steht „open to work“. Probieren Sie es aus, ich habe unterschiedliche Erfahrungen und Einschätzungen gehört. Von Recruitern und Headhuntern die sagen: super, ich weiß die Person sucht – über: ach, na die Person ist wohl schon länger dabei zu suchen. Da kommt es leider mal wieder „darauf an“…
Bei einem gemeinsamen Talk auf Clubhouse über den verdeckten Stellenmarkt sagte Susanne Westphal:
„Kleiden Sie sich doch schon mal so, als hätten Sie den Job. Tun Sie so, als hätten Sie Stelle schon.“
Hier mit einem anderen Mindset an den Start zu gehen, finde ich eine großartige Idee.
Eine Bekannte vor mir hat das vor Jahren gemacht, sie war Sekretärin und hatte das Gefühl nicht entsprechend ihrer Kompetenzen wahrgenommen zu werden. Sie ist dann ab einem Zeitpunkt in Anzug oder Kostüm im Unternehmen erschienen. Wer sie nicht kannte, wusste nicht, dass sie „nur“ die Sekretärin war und sie wurde tatsächlich anders wahrgenommen, wenn sie z.B. auf netzwerkübergreifenden Veranstaltungen des Unternehmens teilnahm. Sie ist nicht mehr Seketärin … ;).
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie den RICHTIGEN Job finden. Wenn Sie es alleine nicht schaffen, dann melden Sie sich gerne bei mir zur kostenfreien virtuellen Kaffeepause an und wir schauen gemeinsam ob und wie ich Sie unterstützen kann.
Sie möchten nicht alleine weiter vor sich hin arbeiten, sondern sich austauschen und in der Gruppe weiter kommen? Dann schauen Sie bei meinem neuen Projekt Bewerbungsmeister vorbei.
Jeweils am letzten Freitag im Monat gibt es ein Webinar zu unterschiedlichen Themen. HIER können Sie sich anmelden:
Shownotes:
Hier finden Sie noch mehr zum Thema XING/LinkedIn:
LinkedIn verstehen mit Dr. Natalia Wiechowski
Dirk Kreuter „Verkaufen statt Bewerben“ Teil 2
LinkedIn, wann nutze ich welche Plattform?
Bewerbungsstrategie, wie gehe ich vor?
Personalberater/Headhunter wie kann ich die „nutzen“?