Über die Probleme und Potenziale hochsensibler Sensation Seeker im Arbeitsalltag
High Sensation Seeker sind ein Phänomen. Sie sprühen förmlich vor Energie und Motivation, gehen offen und aufgeschlossen auf ihre Umgebung zu und haben einen wahren Heißhunger auf neue Reize. Im Laufe der Zeit sammeln sie viel Wissen und Erfahrung in verschiedensten Themenbereichen und Positionen.
Doch das Potenzial der hochsensiblen Multitalente wird gerade im Berufsleben oft verkannt. Im Gegenteil hängt vielen der Ruf an, Underachiever zu sein und ständig von Job zu Job zu springen, ohne jemals wirklich aufzusteigen. Und aufgrund ihrer unsteten Lebensläufe haben sie im Bewerbungsprozess sogar handfeste Nachteile – zu Unrecht.
Über das, was High Sensation Seeker ausmacht, und welches riesige Potenzial sie auch für ihre Arbeitgeber mitbringen, darüber spreche ich im Podcast mit meiner Kollegin Tina Pichler.
Was ist ein High Sensation Seeker?
Hat ein High Sensation Seeker etwas mit der Jagd nach der Sensation zu tun? Tatsächlich ist der Begriff in der wissenschaftlichen Fachliteratur noch relativ neu. Er setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Als Sensation Seeker beschreibt man Menschen, die ständig auf der Suche nach neuen Reizen sind und schnell Gefahr laufen, sich zu langweilen.
Das „High“ steht für hochsensibel. Hochsensible Menschen nehmen die Reize aus ihrer Umwelt oft anders, nämlich intensiver, wahr und verarbeiten sie entsprechend anders als Nicht-Hochsensible. Über das Thema Hochbegabt & hochsensibel habe ich ebenfalls vor Kurzem mit Tina Pichler gesprochen. Im verlinkten Artikel finden Sie dazu noch mehr Infos.
High Sensation Seeker vereinen in sich beide Aspekte: Sie sind auf der Jagd nach immer neuen Reizen, die sie wiederum intensiver wahrnehmen. Anders als die meisten Hochsensiblen sind sie nicht introvertiert, sondern treten häufig extravertiert auf, wobei sie sich zwischendurch auch immer wieder Zeit und Raum für sich selbst nehmen und für eine Weile von der Bildfläche verschwinden.
Ihr Leben ist oft eine Wanderung auf dem schmalen Grat, immerzu mit neuen Reizen gefüttert zu werden und diese trotz ihrer intensiveren Wahrnehmung zu verarbeiten. Ein anderer Begriff, der oftmals in diesem Zusammenhang verwendet wird, ist Scanner Persönlichkeit.
Nicht selten treten die Phänomene High Sensation Seeker & Hochbegabung zusammen auf, sodass diese Menschen oft nicht nur einen extrem breiten Wissens- und Erfahrungsschatz haben, sondern auch überdurchschnittlich kompetent sind.
Darum sind High Sensation Seeker für Unternehmen so wertvoll
Viele High Sensation Seeker vereinen in sich eine einmalige Kombination aus Fachwissen und Erfahrungen, die sich aus „gewöhnlichen Karrieren“ oftmals nicht ergibt. Berufserfahrung sowohl in der Touristik als auch im Finanzbereich? Für High Sensation Seeker beispielhaft, denn sie kümmern sich meistens nicht darum, in einer Branche hoch hinauszukommen. Sie denken eher in die Breite.
Auf den ersten Blick scheinen diese nicht-standardmäßigen Branchen- und Berufskombinationen kaum Mehrwert zu bringen, doch das wäre zu kurz gedacht. High Sensation Seeker können aufgrund ihrer diversifizierten Erfahrungen Themen und Probleme aus ganz anderen Perspektiven betrachten als üblich. Diese Impulse können einen echten Wettbewerbsvorteil darstellen, zumal sie die Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen innerhalb eines Unternehmens fördern können.
Das trifft aber auch nur dann zu, wenn das Unternehmen gewillt ist, diesen vielseitig begabten Menschen auch den notwendigen Raum zu geben und hier kommen wir direkt zum nächsten Punkt.
Welche Probleme haben High Sensation Seeker auf dem Arbeitsmarkt?
Obwohl High Sensation Seeker eben oft viele Talente und Erfahrungen mitbringen, passen sie nicht ins Bild des klassischen „Wunschkandidaten“ von Führungskräften und Personalabteilung.
Sie sind schnell gelangweilt, wollen immer neu gefordert werden und um ihre Erfahrungen und ihr Wissen wirklich nutzen zu können, muss das Unternehmen bereit sein, Arbeit zu investieren, flexibel zu reagieren und Prozesse innerhalb des Unternehmens eventuell neu zu strukturieren. Der Wille dafür ist jedoch oft nicht vorhanden.
Schon im Bewerbungsprozess werden High Sensation Seeker oftmals bereits in sehr frühen Phasen aussortiert, denn schließlich offenbart der Lebenslauf ständige Jobwechsel und immer wieder neue Branchen und Positionen, die oftmals nichts miteinander zu tun haben.
Personaler*innen denken im ersten Moment, dass sie es mit einem Menschen zu tun haben, der planlos durchs Leben läuft, nicht weiß, was er will, und nicht bereit ist, sich für längere Zeit einem Thema bzw. einer Firma zu widmen. Der Lebenslauf wird aussortiert, in großen Unternehmen geschieht dies sogar zunehmend automatisch.
Worauf sollten High Sensation Seeker & Personaler bei der Bewerbung achten?
High Sensation Seeker, die sich auf einen Job bewerben, sollten sich im Vorfeld erkundigen, wie agil und flexibel das Unternehmen arbeitet. Gerade Unternehmen, die ihren Mitarbeitern die Chance geben, innerhalb des Unternehmens im Laufe der Zeit verschiedene Stellen zu übernehmen, sind eine hervorragende Wahl.
Hier können die hochsensiblen Reizsucher ihre Stärken optimal ausspielen, vor allem wenn das Unternehmen auch ein Interesse daran hat, die Zusammenarbeit zwischen seinen Abteilungen zu verbessern.
Auf der anderen Seite rate ich Personalern dazu, nicht jeden unsteten Lebenslauf gleich auszusortieren. Im Gespräch kann man meist sehr schnell erkennen, ob es sich um einen High Sensation Seeker handelt, denn diese erscheinen oft sehr motiviert, interessiert und kompetent.
Wenn Sie das Potenzial eines solchen Kandidaten nutzen möchten, können Sie eine Rotation innerhalb des Unternehmens vielleicht gleich im Bewerbungsprozess ansprechen. Mit Sicherheit wird Ihr Angebot auf offene Ohren stoßen.
In jedem Fall ist Kommunikation der Schlüssel – für beide Seiten. High Sensation Seeker, die nicht gefordert bzw. gefördert werden, werden von der Routine wahrscheinlich schnell frustriert und darunter leiden sowohl sie selbst als auch das Unternehmen.
Ich hoffe, dass der Wert von hochsensiblen Menschen mit vielseitigen Begabungen von Unternehmen noch mehr erkannt wird.
Haben Sie das Gefühl, Sie könnten ein High Sensation Seeker sein und möchten Ihren optimalen Karriereweg ergründen? Dann melden Sie sich gerne für ein kostenloses Erstgespräch für mein Coaching an.
Das Interview mit Tina Pichler finden Sie auf meinem YouTube-Kanal Highsensation Seeker
Sie kommen alleine nicht weiter und suchen eine Möglichkeit sich auszutauschen? Dann buchen Sie unverbindlich eine virtuelle Kaffeepause und wir finden gemeinsam heraus, wie ich Ihnen weiterhelfen kann.
Shownotes:
Mit Prof. Dr. André Niedostadek habe ich dazu einen weiteren Podcast/Video aufgenommen, er ist Scanner und erzählt aus seinem Leben: Karriere ist keine Pauschalreise.
Weitere Podcast-Interviews/Blogartikel zu dem Thema mit Tina:
Hochbegabt und hochsensibel - immer eine Kombination? Wie finde ich das raus?
Hochstapler Syndrom - Impostor Syndrom
Haben Sie das Gefühl, Sie sind gar nicht so kompetent, wie andere glauben? Dann leiden auch Sie möglicherweise unter dem Impostor Syndrom. Hier geht es zum Beitrag: